Hur­ra – ich bin deutsch! Sati­re-Tat­ort Sarrazin

Der ver­ehr­te Herr Thi­lo Sar­ra­zin – sei­nes Zei­chens ein über­aus gebil­de­ter Mann, »Volks­wirt« und sogar Sozi­al­de­mo­krat – emp­fiehlt, so scheint es, dass Tür­ken deut­sche Fern­seh­sen­dun­gen schau­en soll­ten – zum Bei­spiel die TV-Kri­mi­se­rie »Tat­ort«.1Sie­he hier­zu bei­spiels­wei­se einen Arti­kel in der FAZ: Er ist nur eine Stim­me unter vie­len (letz­ter Zugriff: 7. Juli 2011).

Spä­tes­tens jetzt darf ich mich wohl end­lich zum Deut­schen geadelt füh­len, denn ich schaue kon­se­quent und kol­la­te­ral­scha­denigno­rant seit Jahr­zehn­ten abends den »Tat­ort«. Da fällt mir ein: Ich kann­te einst eine erz­deut­sche jun­ge Dame – ihr Vater hieß immer­hin Sieg­fried, ihre Mut­ter war blond und hass­lieb­te Tür­ken aus abgrund­tiefs­ter See­le. Die­se sagen­haf­te Brun­hil­de jeden­falls ver­wei­ger­te damals das gemein­sa­me Abend­spek­ta­kel mit der ele­men­ta­ren Begrün­dung, dass dies eine »Alte-Män­ner-Beschäf­ti­gung« sei. Blei­ches und übel­rie­chen­des Metier also. Irri­tie­rend … ist das nun der rich­ti­ge Weg, qua­si ein Über­gangs­ri­tus ins deut­sche All­tags­le­ben, so rich­tig mit Cur­ry­wurst und Bulet­te? Wobei … waren tür­ki­sche köf­te nicht auch Bulet­ten? Wie dem auch sei, man kommt sich schon fast wie ein Volks­wirt vor, der Wirt fürs Volk tischt auf! Haupt­sa­che, kei­nen Döner.

Was mich nun aller­dings als frisch gekür­ten Neo­deut­schen beun­ru­higt … was sucht in einem deut­schen »Tat­ort« ein tür­ki­scher Kri­mi­nal­haupt­kom­mis­sar namens Cenk Batu? Was ist das über­haupt für ein Name? Tschänk? Dschänk? Tür­ki­sches Gezänk? Und was in aller Welt will mir das mül­ti­kül­tiv­erku­schel­te Deutsch­land mit der »Mord­kom­mis­si­on Istan­bul« sagen? Dass sich Deutsch­land schon so weit abge­schafft hat, dass Klei­nis­tan­bul in Ber­lin nicht mehr kom­ple­men­tär zu impo­nie­ren weiß und man daher lie­ber nach Groß­is­tan­bul schau­en soll­te? Dass Kri­mis, egal, ob sie gut sind oder nicht, deutsch sind? Nun ja, wenigs­tens der Bahn­hof Hay­dar­paşa ist deutsch, ein Hort von archi­tek­to­ni­scher Leit­kul­tur – dum­mer­wei­se in Asi­en, da ja Euro­pa am Bos­po­rus auf­hört, wie Herr Sar­ra­zin unterstreicht.

Lite­ra­tur­quel­len und Anmer­kun­gen

Lite­ra­tur­quel­len und Anmer­kun­gen
1 Sie­he hier­zu bei­spiels­wei­se einen Arti­kel in der FAZ: Er ist nur eine Stim­me unter vie­len (letz­ter Zugriff: 7. Juli 2011).
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