Vor einem knappen Jahr hatte ich ein Memorandum zur Berliner Mauer und ihrem Fall am 9. November 1989 geschrieben. Heute sollen an dieser Stelle ein paar Bilder jenen Text ergänzen.
Kürzlich hat ein Bekannter seine 8 mm Filme digitalisieren lassen. Er selber lebt in Niedersachsen, hat uns aber einige Male in Berlin besucht. 1976 filmte er dabei unter anderem auch die Berliner Mauer. Aus diesem für mich imposanten und zugleich schauderhaften Filmmaterial habe ich ein paar Standbilder angefertigt. Sie sollen die damalige Situation illustrieren. Wenn auch die Gefühle, die man hatte, wenn man vor dieser »Wand« stand, in keiner Art und Weise realistisch »illustriert« werden könnten.
Die Mauer stand mancherorts nicht zwischen West- und Ost-Berlin, sondern auf Ost-Berliner Territorium. Somit waren die paar Meter vor der Mauer auf West-Berliner Seite praktisch schon Boden der DDR. Hier und da gab es Aussichtsplattformen, um über die Mauer hinweg in den Osten schauen zu können. Zyniker sagten oft und gerne: »In West-Berlin jeht imma die Sonne uff, denn wohin ma kiekt, is Osten!«
Die Mauer wurde gnadenlos hochgezogen. Wenn nötig, ging sie kreuz und quer durch Gebäude. Insbesondere in der Bernauer Straße blieben später Ruinen jener Häuser stehen, deren Türen und Fenster verrammelt und zugemauert worden waren. Mit der Zeit wurden diese Ruinen ein Teil der Mauer. Heute – 40 Jahre nach diesen Aufnahmen – ist von alledem nichts mehr zu sehen.
Die Versöhnungskirche war ein schöner Bau. Doch die Mauer stand quer vor ihrem Portal. Nach dem Mauerbau wurde der Kirchturm der verwaisten Kirche zu einem verkappten Wachturm mit Schießscharten. 1985 wurde das Gebäude gesprengt. Wer hätte da ahnen können, dass nur vier Jahre später das Portal wieder frei zugänglich sein wird.
Kurz nach dem Mauerbau versuchten einige, sich aus den noch nicht vermauerten Fenstern der oberen Stockwerke auf West-Berliner Seite hin abzuseilen. Manche von ihnen überlebten den Fluchtversuch nicht.
Nach und nach wurde die erste, noch relativ primitiv gemauerte Mauer »modernisiert«, verstärkt und perfektioniert. Aus der einfachen Mauer wurde eine zweifache, in der Mitte der Todesstreifen.
Die Wachsoldaten in den Wachtürmen hatten aufzupassen und, wenn nötig, zu schießen.
Viele können sich heute gar nicht vorstellen, dass man in ein und derselben Stadt unfreiwillig in zwei verschiedenen Welten leben musste.
Von beiden Stadtseiten aus stand man vor einer Wand. Hinter dieser gab es Stacheldraht, Minen, Selbstschussanlagen, Wachhunde und Panzersperren.
Berlin war 28 Jahre zweigeteilt. Die Bilder auf dieser Seite sind von 1976, heute schreiben wir das Jahr 2016 … 40 Jahre sind seitdem vergangen.
Die Berliner Mauer lässt jemanden, der sie erlebt hat, nicht los. Sie hat sich tief ins Bewusstsein eingegraben – wenn nicht gar noch weiter unten drunter – und ist ein (damals greifbares und durchaus sehr reales) Symbol der Unfreiheit und Teilung.
Weiterführendes zur Bernauer Straße, zur Versöhnungskirche und zu den Fluchtversuchen aus den zugemauerten Häusern kann man in folgenden Wikipedia-Artikeln nachlesen (die folgenden Links öffnen sich jeweils in neuen Tabs oder Fenstern):
- Bernauer Straße (Wikipedia-Artikel) (letzter Zugriff 08.10.2016)
- Versöhnungskirche (Wikipedia-Artikel) (letzter Zugriff 08.10.2016)
- Rudolf Urban (Wikipedia-Artikel) (letzter Zugriff 08.10.2016)
Ein herzlicher Dank geht an Johannes Kramarz – er hat die Aufnahmen gemacht.