Die Ber­li­ner Mau­er in der Ber­nau­er Stra­ße Bil­der von vor 40 Jah­ren: 1976

Vor einem knap­pen Jahr hat­te ich ein Memo­ran­dum zur Ber­li­ner Mau­er und ihrem Fall am 9. Novem­ber 1989 geschrie­ben. Heu­te sol­len an die­ser Stel­le ein paar Bil­der jenen Text ergänzen.

Kürz­lich hat ein Bekann­ter sei­ne 8 mm Fil­me digi­ta­li­sie­ren las­sen. Er sel­ber lebt in Nie­der­sach­sen, hat uns aber eini­ge Male in Ber­lin besucht. 1976 film­te er dabei unter ande­rem auch die Ber­li­ner Mau­er. Aus die­sem für mich impo­san­ten und zugleich schau­der­haf­ten Film­ma­te­ri­al habe ich ein paar Stand­bil­der ange­fer­tigt. Sie sol­len die dama­li­ge Situa­ti­on illus­trie­ren. Wenn auch die Gefüh­le, die man hat­te, wenn man vor die­ser »Wand« stand, in kei­ner Art und Wei­se rea­lis­tisch »illus­triert« wer­den könnten.

Die Mau­er stand man­cher­orts nicht zwi­schen West- und Ost-Ber­lin, son­dern auf Ost-Ber­li­ner Ter­ri­to­ri­um. Somit waren die paar Meter vor der Mau­er auf West-Ber­li­ner Sei­te prak­tisch schon Boden der DDR. Hier und da gab es Aus­sichts­platt­for­men, um über die Mau­er hin­weg in den Osten schau­en zu kön­nen. Zyni­ker sag­ten oft und ger­ne: »In West-Ber­lin jeht imma die Son­ne uff, denn wohin ma kiekt, is Osten!«

Die Berliner Mauer, 1976: Aussichtsplattform in der Bernauer Straße.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Aus­sichts­platt­form in der Ber­nau­er Straße.

Die Mau­er wur­de gna­den­los hoch­ge­zo­gen. Wenn nötig, ging sie kreuz und quer durch Gebäu­de. Ins­be­son­de­re in der Ber­nau­er Stra­ße blie­ben spä­ter Rui­nen jener Häu­ser ste­hen, deren Türen und Fens­ter ver­ram­melt und zuge­mau­ert wor­den waren. Mit der Zeit wur­den die­se Rui­nen ein Teil der Mau­er. Heu­te – 40 Jah­re nach die­sen Auf­nah­men – ist von alle­dem nichts mehr zu sehen.

Die Berliner Mauer, 1976: Ruinen in der Bernauer Straße, die zum Bestandteil der Mauer geworden waren.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Rui­nen in der Ber­nau­er Stra­ße, die zum Bestand­teil der Mau­er gewor­den waren.

Die Ver­söh­nungs­kir­che war ein schö­ner Bau. Doch die Mau­er stand quer vor ihrem Por­tal. Nach dem Mau­er­bau wur­de der Kirch­turm der ver­wais­ten Kir­che zu einem ver­kapp­ten Wach­turm mit Schieß­schar­ten. 1985 wur­de das Gebäu­de gesprengt. Wer hät­te da ahnen kön­nen, dass nur vier Jah­re spä­ter das Por­tal wie­der frei zugäng­lich sein wird.

Die Berliner Mauer, 1976: Die Versöhnungskirche in der Bernauer Straße 4.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Die Ver­söh­nungs­kir­che in der Ber­nau­er Stra­ße 4.

Kurz nach dem Mau­er­bau ver­such­ten eini­ge, sich aus den noch nicht ver­mau­er­ten Fens­tern der obe­ren Stock­wer­ke auf West-Ber­li­ner Sei­te hin abzu­sei­len. Man­che von ihnen über­leb­ten den Flucht­ver­such nicht.

Die Berliner Mauer, 1976: Bernauer Straße 1, zugemauert.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Ber­nau­er Stra­ße 1, zugemauert.

Nach und nach wur­de die ers­te, noch rela­tiv pri­mi­tiv gemau­er­te Mau­er »moder­ni­siert«, ver­stärkt und per­fek­tio­niert. Aus der ein­fa­chen Mau­er wur­de eine zwei­fa­che, in der Mit­te der Todesstreifen.

Die Berliner Mauer, 1976: Todesstreifen und Wachturm.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Todes­strei­fen und Wachturm.

Die Wach­sol­da­ten in den Wach­tür­men hat­ten auf­zu­pas­sen und, wenn nötig, zu schießen.

Die Berliner Mauer, 1976: Zwei Grenzsoldaten im Wachturm.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Zwei Grenz­sol­da­ten im Wachturm.

Vie­le kön­nen sich heu­te gar nicht vor­stel­len, dass man in ein und der­sel­ben Stadt unfrei­wil­lig in zwei ver­schie­de­nen Wel­ten leben musste.

Die Berliner Mauer, 1976: Blick auf den Todesstreifen und die Innenseite der Vormauer auf Ost-Berliner Seite.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Blick auf den Todes­strei­fen und die Innen­sei­te der Vor­mau­er auf Ost-Ber­li­ner Seite.

Von bei­den Stadt­sei­ten aus stand man vor einer Wand. Hin­ter die­ser gab es Sta­chel­draht, Minen, Selbst­schuss­an­la­gen, Wach­hun­de und Panzersperren.

Die Berliner Mauer, 1976: Der Todesstreifen und Panzersperren.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Der Todes­strei­fen und Panzersperren.

Ber­lin war 28 Jah­re zwei­ge­teilt. Die Bil­der auf die­ser Sei­te sind von 1976, heu­te schrei­ben wir das Jahr 2016 … 40 Jah­re sind seit­dem vergangen.

Die Berliner Mauer, 1976: Blick hinüber von West-Berlin nach Ost-Berlin, zum Fernsehturm.

Die Ber­li­ner Mau­er, 1976: Blick hin­über von West-Ber­lin nach Ost-Ber­lin, zum Fernsehturm.

Die Ber­li­ner Mau­er lässt jeman­den, der sie erlebt hat, nicht los. Sie hat sich tief ins Bewusst­sein ein­ge­gra­ben – wenn nicht gar noch wei­ter unten drun­ter – und ist ein (damals greif­ba­res und durch­aus sehr rea­les) Sym­bol der Unfrei­heit und Teilung.

Wei­ter­füh­ren­des zur Ber­nau­er Stra­ße, zur Ver­söh­nungs­kir­che und zu den Flucht­ver­su­chen aus den zuge­mau­er­ten Häu­sern kann man in fol­gen­den Wiki­pe­dia-Arti­keln nach­le­sen (die fol­gen­den Links öff­nen sich jeweils in neu­en Tabs oder Fenstern):

Ein herz­li­cher Dank geht an Johan­nes Kra­marz – er hat die Auf­nah­men gemacht.

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